Bad Sodener Woche vom 13.9.2024 zum Konzert im Bad Sodener Augustinum am 8. September 2024:
„Neues Ensemble Camerata Taunus" mit Leichtigkeit in Harmonie
Von: Esther Schaller

Bad Soden (es) - Auf dem Weg durch das Foyer zum Theatersaal des Augustinums wunderte sich am Sonntag so mancher, dass zwischen vornehm gekleideten Menschen ein bunter Trupp Musiker in sommerlicher Straßenkleidung völlig unaufgeregt mit ihren Instrumenten unterwegs war. Ein Blick auf die Uhr ließ durchaus daran zweifeln, dass es pünktlich losgehen könne. Jedoch betraten die neunzehn Musiker genau so mit ihrem Dirigenten die Bühne, nahmen Platz und legten ohne große Vorrede mit Vivaldis Doppelkonzert d-Moll OP3 N8 RV 514 für zwei Soloviolinen, Streicher und Cembalo los.
Im weiteren Verlauf des niveauvollen Konzertes erschloss sich der Sinn dieses fröhlichen, unkonventionellen Outfits. Das Orchester spielte so frisch und jung, dass sich die Gäste auf einem Spaziergang durch sommerliche Wiesen und Wälder wähnte.
Das „Neue Ensemble Camerata Taunus" hat sich erst vor einem Jahr zu gemeinsamen Proben eingefunden. Unter der Leitung des langjährigen Dirigenten des Orchesters der Gesellschaft der Musikfreunde Bad Soden, Franz-Josef Staab, musizierten vier Cellisten, drei Bratschen und zwölf erste und zweite Geigen. Die virtuosen Solopartien übernahmen die koreanische Violinistin Jooni Hwang und der Violinist Antonio Pellegrini. Sie in perfektem Zusammenspiel - Pellegrini war einst Hwangs Lehrer - zu erleben, gehörte zu den Besonderheiten dieses Konzertes. Trotz ihrer Professionalität bildeten sie einfühlsam mit dem kleinen Orchester eine vollendete Harmonie.
Wie erwähnt, begann der Abend mit Vivaldis Doppelkonzert in d-Moll. Im ersten Satz Allegro non molto brauchte das Ensemble eine Weile, um ins Zusammenspiel zu finden. Dirigent Franz-Josef Staab gab ein Allegro vor, das schon Zeichen setzte für den weiteren Verlauf des Konzertes. So tat es dem Orchester gut, im 2. Satz, im fast meditativen Andante, in einen Gleichklang zu münden. Der 3. Satz greift die Melodie nochmals auf, die Gedanken in der Zwiesprache erweitern sich, neue Läufe, Argumente, schnell und schneller kommen dazu, um in einem klanglichen Einverständnis zu münden.
Dass dieser erste beglückende Eindruck von Camerata noch zu steigern wäre, überraschte nicht. Mozarts „Kleine Nachtmusik", oft gehört, wurde hier in großer Perfektion dargeboten. Dirigent Staab gab auch hier ein Tempo vor, das diesem Stück guttat. Reiner Geigen-, Bratschen- und Celloklang war zu hören, jegliches schmierige Ziehen des auf- und absteigenden Satzes wurde vermieden. Im Gegenteil: Hier war durchsichtiger, sauberer Orchesterklang durch das frische Dirigat gegeben. So hatte Mozart es sich sicher gedacht, als er die Geheimnisse der Nacht fröhlich komponierte.
Ein Höhepunkt des Konzertes, was sich am Ende in Bravorufen und
heftigem Applaus zeigte, war die eher selten zu hörende
Orchestersuite 3. Antiche Danze ed Arie des italienischen
Komponisten Ottorino Respighi (1879-1936). Respighi gilt als
führender Vertreter der neueren italienischen
Instrumentalmusik. Inspiriert von der italienischen Musik des
Barocks und der Renaissance, komponiert damals für Laute und
Gitarre, führte Respighi diese antiken Klangbilder zu ganz
neuer Orchestermusik. Nach seinem frühen Tod arrangierte seine
Ehefrau Elsa Respighi die 3. Suite zu einer
Ballettfassung.
Spätestens jetzt waren die Zuhörer und Zuhörerinnen im Augustinum in Gedanken auf der Tanzfläche des Sommerabends angekommen. Mit tänzerischer Leichtigkeit erklang das Andantino des ersten Satzes. Die Bewegung, einem Rondo gleich, gelang den Musikern hervorragend wiederzugeben. Es folgte das Andante cantabile. Von den Cellisten die Saiten gezupft, überstrahlte der volle Geigenklang die ersten Passagen des Stückes, um dann wieder mit vollem Orchester weiterzutanzen. Die gezupften Saiten gaben den ursprünglichen Lautenklang der Grundversion wieder. Auch im Andantino gelang es der Camerata, den Tempi des Dirigenten zu folgen und ausdrucksstark das Stück zu interpretieren. Die Klangfülle der Streicher steigerte sich im Schlussteil der Passacaglia Maestoso zu einem fulminanten Schlussakkord, dem der begeisterte Applaus sofort folgte.
Camerata, ein Laienorchester, das erst seit einem Jahr existiert, hat in diesem, erst zweiten Konzert seit Bestehen wahres Können gezeigt. Der weitere Erfolg wird bei so viel Musikalität nicht ausbleiben.
Weitere Information zum Orchester und zu seinen Auftritten unter info@cameratataunus.de